Chronik zum Jubiläum
75 Jahre Einsatz für Natur und Zukunft. Ein Rückblick auf Meilensteine, bewegende Momente und Stimmen der Zeit. Entdecken Sie unsere Geschichte - und die, die sie mitgestaltet haben.
Geschichte
Unsere Chronik
die letzten 75 Jahre
Gründung des DNR
1950 gründeten Vertreter*innen von rund 20 Vereinen in München den Deutschen Naturschutzring (DNR). Die staatliche Naturschutzverwaltung erhoffte sich durch einen Dachverband zivilgesellschaftliche Unterstützung. Ein Bündnis aus Naturschutz-, Jagd-, Wander- und Fischereivereinen sollte dem Naturschutz bundesweit mehr Gewicht verleihen.
Hans Krieg
Als ersten Präsidenten wählten die 19 Gründungsmitglieder am 26.08.1950 einstimmig den Mediziner und Zoologen Hans Krieg (*18.06.1888 †05.10.1970). Krieg studierte in Tübingen und München und wurde 1927 Direktor der Zoologischen Staatssammlungen in München.
Aufnahme des Naturschutzes in den Schulunterricht
Ein großer Erfolg in der ersten Phase des DNR war, dass die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder am 12.12.1952 auf das Engagement des DNR Naturschutz und Landschaftspflege zum Gegenstand des Unterrichts in allen einschlägigen Fächern sämtlicher Schularten machte. Dieser Beschluss galt auch als Vorbild für die Unterrichtsverwaltungen der anderen europäischen Staaten.
Präsident Bernhard Grzimek (1963-1968)
Mit Grzimek stand der wohl bekannteste Naturschützer Westdeutschlands an der Spitze des DNR. Durch ihn erfolgte eine stärkere Profilierung, inklusive einer Satzung, einem Aktionsprogramm und Mitgliedsbeiträgen. 1965 wurde der Dachverband erstmals durch Wahlprüfsteine in einen Bundestagswahlkampf tätig.
Das erste Logo des DNR
Erst 1966, also 16 Jahre nach seiner Gründung, gab sich der Deutsche Naturschutzring ein „Emblem“, wie es seinerzeit hieß. Bei der Wahl des Motivs, dem Flugbild des Adlers, hatte man sich eng an den amtlichen Kennzeichnungstafeln für die Natur- und Landschaftsschutzgebiete orientiert. Die kreisförmig angeordnete Schrift sollte Sinnbild für den Ring sein.
1966
Präsident Wolfgang Engelhardt (1968-2000)
1968 wurde Wolfgang Engelhardt, seit 1950 ehrenamtlicher Geschäftsführer des DNR, für 32 Jahre Präsident des DNR. Er repräsentierte damals einen modernen, das heißt stärker naturwissenschaftlich fundierten Naturschutz.
Erster deutscher Nationalpark
Nach einer von 1966 bis 1969 laufenden Kampagne des DNR wurde der erste Nationalpark in Bayern gegründet. Am 11. Juni 1969 stimmt der Bayerische Landtag einstimmig für den Gründungsbeschluss zur Errichtung eines Nationalparks im Gebiet zwischen Rachel und Lusen. Offizielle Einweihung war im Oktober 1970.
Kampagne erstes Europäisches Naturschutzjahr
1970 wurde der DNR beauftragt, das – vom Europarat ausgerufene – Europäische Naturschutzjahr in der Bundesrepublik trotz minimaler finanzieller Mittel umzusetzen: mit erstaunlich großem Erfolg und viel öffentlicher Resonanz.
Natur- und Umweltnottelefon
1972 wurde der erste Natur- und Umweltnotruf in Deutschland vorgestellt. Die Bevölkerung konnte sich telefonisch rund um die Uhr wegen Lärm- und Abfallproblemen, Gewässerverschmutzung und Naturzerstörung direkt an den DNR wenden.
Neues Logo
1972 - 2015: Das Logo symbolisierte die Devise „Nur eine Erde – Only one Earth!“. Es gibt keinen Plan(eten) B. Nur die gemeinsame Anstrengung aller Menschen kann einen funktionsfähigen Naturhaushalt und eine lebensfähige Umwelt sichern.
1972
Umzug nach Bonn, Schnittstelle nach Europa
1973 zog der DNR von München in das damalige politische Machtzentrum nach Bonn und wurde zur Schnittstelle zwischen nationalen und europäischen Institutionen.
Bundesnaturschutzgesetz
Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) wurde 1976 verabschiedet. Es war das erste umfassende Bundesgesetz in Deutschland, das den Schutz von Natur und Landschaft systematisch regelte.
Erste Frau im Vorstand des DNR
Im DNR-Vorstand ist mit Dagi Kieffer seit der Legislaturperiode 1984-1988 erstmals seit Bestehen des DNR eine Frau vertreten. Kieffer war Vorsitzende im Kuratorium der Stiftung Ökologischer Landbau.
1984
Tschernobyl
Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 erschütterte Europa und zeigte drastisch die Risiken der Kernenergie auf. Der DNR reagierte, in dem er die Atomkraft ablehnte und unverzügliche politische Konsequenzen forderte, darunter einen Untersuchungsausschuss im Bundestag sowie eine transparente Informationspolitik.
1. Umwelttag in Würzburg
Beim 1. Umwelttag in Würzburg fanden auf Initiative des DNR zehntausende engagierte Natur- und Umweltschützer aus Verbänden und Bürgerinitiativen erstmals zu einer eindrucksvollen Großveranstaltung zusammen. Einer der prominentesten Redner war Prof. Dr. Robert Jungk für den Ausstieg aus der Atomenergie. Bei dieser Veranstaltung wurde auch der – vom DNR initiierte – Verkehrsclub Deutschland (VCD) erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wiedervereinigung, Umweltorganisationen Ost und West
Seit dem Mauerfall im November 1989 – parallel zur letzten DNR-Delegiertentagung – stand die Wiedervereinigung Deutschlands auch im Mittelpunkt des umweltpolitischen Geschehens.
Gründung der EG-Koordination
1991 wurde eine erste Sachbearbeiterstelle in Teilzeit für „Europa-Koordination“ eingerichtet. Diese sollte „in Vorbereitung auf den EG-Binnenmarkt dazu beitragen, dass die EG-Politik der deutschen Natur- und Umweltverbände besser aufeinander abgestimmt wird“.
Forum Umwelt und Entwicklung zur UN-Konferenz in Rio
Zur kritischen Begleitung des Rio-Nachfolgeprozesses gründete der DNR gemeinsam mit entwicklungspolitisch engagierten Gruppen 1993 das „Forum Umwelt & Entwicklung“.
Verankerung des Umweltschutzes im Grundgesetz
Einführung Artikel 20a GG: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen.“ Der DNR hatte sich für diese Verfassungsänderung eingesetzt.
2. Europäisches Naturschutzjahr
Das zweite Europäische Naturschutzjahr legte den Fokus auf Naturschutz außerhalb von Schutzgebieten und bot über 550 Programmbeiträge. Der DNR übernahm als nationale Verbindungsstelle beim Europarat die Geschäftsführung für das deutschen Nationalkomitee.
Präsident Hubert Weinzierl
Der ehemalige BUND-Präsident Hubert Weinzierl war von Dezember 2000 bis 2012 Präsident des DNR. Neben der naturschutzfachlichen Arbeit waren ihm besonders die Fragen nach dem westlichen Lebensstil wichtig, umweltethische Fragen und der Wildnisschutz.
Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
Deutschland setzte im Jahr 2000 mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ein starkes Zeichen für den Ausbau erneuerbarer Energien. Es sollte diese – insbesondere Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft - fördern und den Anteil regenerativer Energien an der Stromversorgung erhöhen. Der DNR hat an Begleitgesprächen zum Energiekonsens teilgenommen. Er unterstützte das EEG und seine Weiterentwicklung durch politisches Engagement.
2000
Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz
Im Jahr 2002 wurde der Tierschutz als Staatsziel in Artikel 20a des Grundgesetzes aufgenommen. Damit hat der Tierschutz Verfassungsrang erhalten. Das bedeutet, dass bei politischen und juristischen Entscheidungen das Wohl der Tiere berücksichtigt werden muss – etwa bei Abwägungen mit wirtschaftlichen Interessen oder Grundrechten. Diese Änderung stärkte den rechtlichen Stellenwert des Tierschutzes erheblich.
2002
Klimaschutz und Biodiversität in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
2007 hatte Deutschland den EU-Vorsitz sowie den deutschen G8-Vorsitz inne. Gleichzeitig wurde die nationale Biodiversitätsstrategie erarbeitet, eine europaweite Kampagne und eine neue Publikation gestartet.
Atomausstieg
Die Bundesregierung beschließt den vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie – ein historischer Wendepunkt der deutschen Energie- und Umweltpolitik.
Präsident Hartmut Vogtmann
Hartmut Vogtmann war von 2012 bis 2015 Präsident des DNR. Er gilt als einer der Wegbereiter des ökologischen Landbaus in Deutschland.
Präsident Kai Niebert
Kai Niebert, geboren 1979, ist Nachhaltigkeitsforscher und Professor an der Universität Zürich sowie u. a. stellvertretender Vorsitzender des DBU-Kuratoriums. Er war Jugendvertreter und später Beisitzer im DNR-Präsidium, bevor er 2015 zum Präsidenten gewählt wurde.
Pariser Klima-Abkommen
Deutschland und die EU verpflichten sich völkerrechtlich zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad – idealerweise 1,5 Grad.
Logo-Relaunch
Der DNR stellt sein neues Logo vor, das bis heute genutzt wird. Die an die planetaren Grenzen angelehnten Kreise in Grün- und Blautönen betonen das Selbstverständnis des Dachverbands, gemeinsam mit seinen Mitgliedern für die Erhaltung der Erd- und Ökosysteme einzutreten.
2015
Fridays for Future
Ausgelöst durch Greta Thunbergs Schulstreik entwickelte sich eine globale Jugend- und Klimabewegung. In Deutschland mobilisierte Fridays for Future mit Unterstützung der Umweltverbände ab 2019 Hunderttausende – meist junge Menschen - für den Klimaschutz.
European Green Deal
Die EU verabschiedete ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Klimaneutralität bis 2050. Der Green Deal beeinflusste seither Umweltpolitik, Wirtschaft und Gesellschaft in Europa maßgeblich.
Corona und Digitalisierungs-Booster
Spätestens seit und mit der Corona-Pandemie verlagerte sich auch der Umweltaktivismus vermehrt zusätzlich in die digitale Welt. Vernetzung, Online-Petitionen und Kampagnen und natürlich Social-Media-Kanäle wurden zu zentralen Werkzeugen – auch des DNR.
Klimaurteil und juristische Erfolge
Das Bundesverfassungsgericht verpflichtet die Bundesregierung zu konkreteren Klimaschutzmaßnahmen im Sinne der Generationengerechtigkeit.
#natürlich wählen
Mit #natürlichwählen hat der DNR eine verbändeübergreifende und crossmediale Kampagne zur wegweisenden Europawahl 2024 konzipiert und durchgeführt.
75 Jahre DNR
Wir feiern! Wir blicken zurück! Wir wachsen! Und es gibt noch viel Platz unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings für weitere Aktive, die sich Natur-, Umwelt- und Tierschutz auf die Fahnen geschrieben haben.
Eine Chronik über 75 Jahre kann niemals vollständig sein. Aber wenn Sie noch Situationen, Ereignisse oder Fotos beisteuern möchten, melden Sie sich gern! Schicken Sie entweder eine Mail an presse[at]dnr.de oder reichen Sie eine Anekdote oder Zitat über unser entsprechendes Formular ein.